Inspirieren
Wandel braucht
Vorbilder
Den Schritt in die Politik zu wagen, erfordert Mut und Durchhaltevermögen. Role Models, die sich bereits auf den Weg gemacht haben, können die nötige Portion Motivation und Selbstvertrauen wecken, die es für den Einstieg in die Politik braucht. Sie sind Inspiration und Halt zugleich. Good Practices und anregende Geschichten aus Kunst und Kultur zeigen: Handlungsstrategien wirken – vielleicht auch bald in Ihrer Kommune?
Good-Practice
In einigen Kommunen gibt es erfolgreiche Initiativen, die sich für die Förderung von Frauen in der Kommunalpolitik einsetzen. Ob Mentoring-Programme, Projekte, Veranstaltungen oder Workshop-Reihen – unsere Good-Practice-Beispiele beweisen: Es lohnt sich, Frauen auf verschiedenen Wegen zu ermutigen, sich politisch einzubringen! Verschaffen Sie sich hier einen Überblick über bereits bestehende Initiativen.
Wuppertal ⁂ „Politik braucht Frauen! Komm in die Kommunalpolitik!"
Ziel des Programms „Politik braucht Frauen! Komm in die Kommunalpolitik" ist es, mehr Frauen für politische Ämter auf lokaler Ebene zu gewinnen, persönliche Kontakte mit politisch bereits aktiven Frauen zu ermöglichen sowie demokratische Teilhabe erfahrbar zu machen.
Das Programm wird von der Stabsstelle Gleichstellung und Antidiskriminierung in Kooperation mit der Bergischen VHS Wuppertal/Solingen, der Bürgerbeteiligung und dem Projekt „Be the Change“. Frauen für Demokratie“ durchgeführt.
Hier geht es zum Flyer Politik braucht Frauen
Borken ⁂ Bildungsreihe — Frau. Macht. Kommunalpolitik
Die Gleichstellungsstelle der Stadt Borken hat in Kooperation mit der Volkshochschule Borken 2024 eine Bildungsreihe organisiert, die Frauen beim Einstieg in ihr politisches Ehrenamt unterstützt.
Die Veranstaltungsreihe hilft dabei, das politische System und die Hintergründe zu verstehen und bietet einen möglichen Einstieg in die Kommunalpolitik – völlig unabhängig von einer Partei.
Gleichstellungsstelle der Stadt Borken; VHS Borken
Dortmund ⁂ She for Democracy
Die Kampagne „She for Democracy“ zielt darauf ab, Frauen für die Kommunalpolitik in Dortmund zu begeistern und ihnen Wege aufzuzeigen, sich aktiv zu engagieren. Sie betont die Wichtigkeit der Vielfalt von Frauen in politischen Gremien und bietet zahlreiche Workshops, Veranstaltungen und Vernetzungsmöglichkeiten.
Zusammengeschlossen haben sich hier das Gleichstellungsbüro Dortmund, die Fachhochschule Dortmund und die Technische Universität Dortmund.
Role Models
Politisch engagierte Frauen zeigen immer wieder, wie unverzichtbar ihre Stimmen und Perspektiven für unsere Gesellschaft sind. Als Role Models ermutigen sie andere Frauen, sich politisch einzubringen – trotz bestehender (struktureller) Hürden. Lassen Sie sich von den unseren Role Models inspirieren!
Copyright Foto: Carl Brunn Sibylle Keupen ⁂ parteilos
Wir brauchen mehr Frauen in politischen Ämtern, denn Diversität in den Gremien bedeutet bessere und gerechtere Entscheidungen für alle! Frauen bringen wertvolle Perspektiven und Erfahrungen ein, die in politische Prozesse einfließen müssen. Nur wenn verschiedene Blickwinkel berücksichtigt werden, können wir die Herausforderungen unserer Zeit wirklich effektiv lösen. Eine vielfältige Politik schafft innovative, nachhaltige und gerechte Lösungen für unsere Gesellschaft. Deshalb: Mehr starke Frauen in Führung, die mit ihrem Wissen und Engagement die Zukunft gestalten!
Sibylle Keupen war von 2020 bis 2025 Oberbürgermeisterin für Aachen.
Copyright Foto: Nazan Arslan Maria Helmis-Arend ⁂ SPD
Die Kommunalpolitik ist für mich das Herzstück unserer Demokratie. Wenn Frauen in diesen Prozessen nicht ausreichend vertreten sind, bleiben wichtige Perspektiven und Erfahrungen außen vor. Vielfalt in der Politik führt zu besseren, gerechteren Entscheidungen – deshalb ist es entscheidend, dass sich mehr Frauen politisch engagieren. Ich habe in meinem politischen Leben immer von weiblichen Netzwerken profitiert, in denen Frauen sich gegenseitig bestärken und sichtbar machen: Unsere Stimmen sind nicht nur wichtig – sie sind unverzichtbar!
Maria Helmis-Arend (34) lebt in Köln und ist kulturpolitische Sprecherin sowie stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Ratsfraktion. Seit ihrem 18. Lebensjahr ist sie in der Kommunalpolitik aktiv und seit der Kommunalwahl 2020 Mitglied des Kölner Stadtrates. Maria Helmis-Arend ist Helene-Weber-Preisträgerin 2024.
Copyright Foto: Anna-Lisa Konrad İlayda Bostancıeri ⁂ Bündnis 90/DIE GRÜNEN
„Frauen sind die Hälfte dieser Gesellschaft – uns muss auch die Hälfte der Macht gehören! Die Perspektive von Frauen ist auf jeder politischen Ebene, ob im Haupt- oder Ehrenamt, unerlässlich. Dort, wo Entscheidungen über das alltägliche Leben in unseren Kommunen, über den öffentlichen Nahverkehr, über Bildung und über unsere körperliche Selbstbestimmung getroffen werden, müssen wir mit am Tisch sitzen. Strukturen, welche Frauen in ihrer politischen Teilhabe benachteiligen, müssen wir gemeinsam durchbrechen. Unsere Stimmen müssen gehört werden – dafür kämpfe ich jeden Tag.“
İlayda Bostancıeri ist Sprecherin der GRÜNEN Landtagsfraktion für die Themen Frauen, Gleichstellung und Queerpolitik.
Copyright Foto: privat Dr. Christine Rachner ⁂ FDP
Frauen bereichern die Kommunalpolitik mit neuen Perspektiven, anderen Sicht- und Denkweisen als Männer, pragmatischen Lösungen und einem starken Sinn für soziale Gerechtigkeit. Mein Rat an zögernde Frauen: Traut euch und nutzt eure Fähigkeiten – vernetzt euch mit Gleichgesinnten und bleibt euch selbst treu. Herausforderungen gibt es, doch Frauen, die zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen, können viel bewegen und Wandel schaffen. Es ist entscheidend, dass wir uns gegenseitig bestärken, denn nur gemeinsam sind wir wirksamer und durchsetzungsfähiger. Für mehr weibliche Beteiligung braucht es natürlich familienfreundlichere Strukturen, aber vor allem auch Frauen, die sich aktiv einbringen und ihre Stimme erheben.
Dr. Christine Rachner ist seit 2020 Ratsfrau im Rat der Stadt Düsseldorf. Sie ist Sprecherin der Ratsfraktion im Ausschuss für Gesundheit und Soziales, im Jugendhilfeausschuss sowie im Gleichstellungsausschuss.
Copyright Foto: privat Jolanta Vogelberg ⁂ CDU
Es gibt viele gute Gründe für mehr Frauen in der Kommunalpolitik. Ich bin dabei, weil ich aktiv mitgestalten möchte, statt nur zuzuschauen. Anpacken, sich im Ehrenamt einbringen, Netzwerke knüpfen - wir Frauen können das, nur Mut! Eine besondere Bereicherung für unsere Kommunen sind Frauen mit internationaler Geschichte – und zwar für alle Seiten. Ich bin eine solche und ich freue mich, ein Teil davon zu sein. Der Blick über den Tellerrand, eine neue Perspektive – das stärkt unsere Gemeinschaft und ist ein echter Gewinn.
Jolanta Vogelberg ist seit 2020 Mitglied im Rat der Stadt Münster und stellvertretende Kreisvorsitzende der CDU Münster.
Copyright Foto: Stefan Dolge Heike Kretschmer ⁂ Die Linke
Jede Entscheidung im Stadtrat hat in der einen oder anderen Weise Einfluss auf das alltägliche Leben der Menschen in unserer Stadt. Deshalb ist es wichtig, dass mehr Frauen ihre Perspektive in die Ausschüsse und den Rat einbringen. Warum sind in vielen Kommunen Frauen in Ausschüssen, wie dem Planungs- oder Verkehrsausschuss immer noch eher eine Seltenheit? Dabei haben Frauen auf die Gestaltung der Quartiere einen anderen Blick, der so bei politischen Entscheidungen fehlt. Mir ist es deshalb wichtig Frauen zu ermutigen, selbst politisch aktiv zu werden, Erfahrungen zu sammeln,zum Beispiel auch innerhalb einer Bürgerinitiative.
Heike Kretschmer (62) lebt seit 14 Jahren in Essen. Seit 2014 ist sie kommunalpolitisch aktiv, sammelte als Vorsitzende der Fraktion Die Linke in der Bezirksvertretung Essen-West und als Mitglied im Kulturausschuss erste Erfahrungen in der Kommunalpolitik. Seit 2020 ist sie Mitglied im Essener Stadtrat, Fraktions- bzw. Gruppenvorsitzende und Mitglied der Verbandsversammlung im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr.
Copyright Foto: Lukas Benedikt Schmidt Ann-Kathrin Allekotte ⁂ Bündnis 90/DIE GRÜNEN
Mehr Frauen in die Kommunalpolitik! „My Body, My Choice“ zeigt, dass es mehr Diversität und Repräsentation vielfältiger Stimmen in der Politik braucht, damit wichtige Entscheidungen auch bei denen liegen, die es betrifft! Die Menschen, die sich kommunalpolitisch engagieren, sollten die Stadtgesellschaft und ihre Perspektivenvielfalt darstellen, daher muss es auch heißen „My Politics, My Voice“! Verschaff deiner Stimme Gehör und gestalte Kommunalpolitik mit! Demokratien sind nur stark, wenn alle gleichberechtigt involviert sind! Also: „Be the Change“ und engagiere Dich politisch in Deiner Stadt!
Ann-Kathrin Allekotte ist 2. Bürgermeisterin der Stadt Mülheim an der Ruhr und seit 2020 Mitglied der Fraktion von Bündnis 90/DIE GRÜNEN im Rat der Stadt Mülheim.
Copyright Foto: Jörg Holtkamp/NRWSPD Jihane Qotit Zerhouni ⁂ SPD
In Duisburg-Marxloh als Tochter marokkanischer Einwanderer geboren und aufgewachsen, haben mich Erfahrungen mit Rassismus und Ausgrenzung geprägt und stark gemacht. Sie sind mein Antrieb, für eine Gesellschaft zu kämpfen, in der Herkunft, Geschlecht oder Religion kein Hindernis darstellen. Oft als „Quotenfrau“ oder „Quotenmigrantin“ abgestempelt, habe ich diese Zuschreibungen als Chance genutzt, um Themen sichtbar zu machen. Mein Ziel ist klare Parität: Frauen sollen gesehen, gehört und ernst genommen werden – nicht als Ausnahme, sondern als Selbstverständlichkeit. Meine Stärke setze ich ein, um Ungerechtigkeit und Diskriminierung entschieden entgegenzutreten. Ich kämpfe für Sichtbarkeit, Teilhabe und Gleichstellung – für alle, die von Ungerechtigkeit betroffen sind.
Jihane Qotit Zerhouni (45) ist Mutter von drei Kindern, Co-Vorsitzende der SPD Frauen NRW und Vorständin im FrauenRat NRW. Nach über zwei Jahrzehnten im Finanzsektor bringt sie ihre Expertise heute in Politik und Gesellschaft ein. Als gewähltes Mitglied im Integrationsrat Wesel setzt sie sich für Chancengleichheit und eine Politik ein, die alle Perspektiven mitdenkt.
Copyright Foto: privat Michaela Benja ⁂ UWG
Wir benötigen Frauen in vielen kommunalpolitischen Bereichen und Themen, doch viele Parteien scheinen das noch nicht zu erkennen. Ein aktives Engagement hatte ich damals nicht angestrebt. Eine Baumaßnahme über die ich mich beschweren wollte, hat mich an die Tür des damaligen Fraktionsvorsitzenden der UWG gebracht. Es ist wichtig, nicht schnell aufzugeben, auch wenn sich persönliche Umstände ändern. Rückzug ist nicht der richtige Weg. Ich habe anfangs als sachkundige Bürgerin Herzklopfen beim Sprechen im Rathaus gehabt. Lernen nichts persönlich zu nehmen, was nicht persönlich gemeint ist. Das verschwimmt zwar schonmal, da ein Statement oftmals die persönliche Überzeugung ist, aber ich rechtfertige mich nicht jedes Mal wenn eine andere Fraktion versucht unsere Meinung zu torpedieren, das muss man/Frau aushalten. Ich kann Seminare sehr empfehlen. Besonders wertvoll sind die Seminare zur Stärkung des Selbstbewusstseins, die speziell von Frauen für Frauen angeboten werden. Diese Erfahrungen waren für mich hervorragend.
Michaela Benja ist seit 2020 Fraktionsvorsitzende der Unabhängigen Wählergemeinschaft Würselen und seit 2001 Mitglied der UWG: Anfangs sachkundige Bürgerin, ab 2014 Ratsmitglied.
Copyright Foto: AlissarAlia Photography Bettina Houben ⁂ FDP
Kein Gemeinwesen kann auf die Kompetenzen, die Erfahrungen und die Kreativität von Frauen verzichten, möchte es lebenswert für seine Bewohnerinnen und Bewohner sein. Ich bin der festen Überzeugung, dass Politik besser wird, wenn viele Frauen sich einbringen – der Umgang ist respektvoller, die Zeitfenster sind konkreter, die Treffpunkte attraktiver und die Kommunikation lebensnäher. Wenn etwas in der Kommune nicht richtig funktioniert, sind es in der Regel die Frauen, die das als erste erfahren- wenn die Kita und/oder die Schule ausfällt, Bus und Bahn nicht fahren, der Pflegedienst für die erkrankten Angehörigen nicht kommt und vieles andere mehr. Und all‘ das ruft doch nach dem Engagement von Frauen in der Kommunalpolitik! Das politische „Handwerk“ ist kein Hexenwerk und auch keine Geheimwissenschaft– der Einstieg beginnt mit Aufmerksamkeit, Teilnahme, Meinungsaustausch und Mitentscheiden. Und das Beste daran – es gibt viel Interessantes zu lernen und zu erleben, sei es in der Kommune, mit der Verwaltung, bei weiteren Playern, aber auch für das eigene Leben und das der Familie!
Bettina Houben ist seit 2017 Landesvorsitzende der Liberalen Frauen NRW. Sie ist Gesundheitspolitische Sprecherin der FDP Köln und seit 2009 Sachkundige Bürgerin im Gesundheitsausschuss.
Copyright Foto: Martin Jepp Anissa Saysay ⁂ CDU
Wir Frauen sind mehr als die Hälfte der Gesellschaft – also ist es kein „Vielleicht“, sondern unsere Pflicht, unsere Sichtweisen in der Politik einzubringen. Politik kann nur gerecht und zukunftsfähig sein, wenn alle mitgestalten – nicht als Bittstellerinnen, sondern als Macherinnen. Warte nicht darauf, eingeladen zu werden – nimm Platz, bring dich ein und zeig, was in dir steckt. Denn: Wir können das. Und wir müssen es auch. Widerstände gehören dazu – ich habe sie erlebt und trotzdem meinen Weg gemacht: zweimal zur CDU-Vorsitzenden gewählt, weil ich überzeugt, klar und unbeirrbar für meine Ziele eingestanden bin. Politik ohne Frauen ist unvollständig – wer echte Veränderung will, darf nicht zögern, sondern muss mitgestalten. Verantwortung heißt: den Platz nehmen, der uns zusteht – und die Türen für die zu öffnen, die nach uns kommen.
Anissa Saysay, Politikwissenschaftlerin M.A. ist Vorsitzende des CDU-Stadtverbands Dormagen, Mitglied des Stadtrates und Mitglied im Schul-, Jugendhilfe- und im Kulturausschuss. Sie ist Koordinatorin für Landespolitik NRW bei der IHK Köln.
Copyright Foto: Stefanie Freynschlag Denise Frings ⁂ Bündnis 90/DIE GRÜNEN
Damals wurde in meiner Partei angefangen über die kommenden Kommunalwahlen zu sprechen. Wir haben uns mit der Grünen Jugend dann das Durchschnittsalter der bisherigen Fraktion und des Stadtrats angeschaut und beschlossen, dass sich etwas ändern muss. Ich wollte eine junge und weibliche Perspektive in diese antiquierte Männerdomäne einbringen. Meine erste Ratssitzung hat meinen Eindruck dann nur bestätigt, auf dem Podium saß ein sechs-köpfiger Verwaltungsvorstand aus alten (weißen) Männern. Da wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe und sich etwas ändern muss - daran konnte ich arbeiten. Heute sind drei jüngere Frauen Teil unseres Verwaltungsvorstandes und setzen sich für die Frauen in Wuppertal ein.
Denise Frings ist Stadtverordnete im Rat der Stadt Wuppertal und seit Oktober 2022 Fraktionsvorsitzende Bündnis '90/Die Grünen Wuppertal.
Copyright Foto: Judith Büthe Lisa Kapteinat ⁂ SPD
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass sich mehr Frauen in der Kommunalpolitik engagieren, weil eine vielfältige Vertretung die Bedürfnisse und Perspektiven aller Bürger*innen widerspiegelt. Frauen können in Entscheidungsprozesse andere Erfahrungen und Perspektiven einbringen - und sie dadurch oft besser machen. Die Interessen und Themen von Frauen müssen mehr Gehör finden und selbstbewusst vertreten werden. Das geht am besten, wenn Frauen sich einerseits trauen, Chancen, die sich ihnen bieten, tatsächlich zu ergreifen und andererseits dafür kämpfen, in wichtigen Entscheidungspositionen vertreten zu sein. Ich möchte dringend an alle Frauen appellieren: Euer Engagement ist wichtig und Eure Stimme zählt!
Lisa Kapteinat ist seit 2017 als direktgewählte Landtagsabgeordnete für Castrop-Rauxel, Waltrop und Datteln im Landtag.
Copyright Foto: Fotostudio Vejnovic Carine Weber ⁂ parteilos
Vor über 20 Jahren, als ich zum Studieren nach Deutschland kam, hätte ich mir nicht vorstellen können, mich eines Tages politisch zu engagieren. Doch mein soziales Engagement verdeutlichte mir meine ungewollte, aber determinierte Vorbildfunktion. Als in Deutschland lebende migrantische Frau/Mutter mit afrikanischem Familienhintergrund sind mir den Herausforderungen, die damit einhergehen sehr vertraut. Echte Teilhabe durch aktive Mitgestaltung sah/sehe ich als den vielversprechenden Weg, um dagegen zu steuern. Kommunalpolitik ist die bürgernächste Ebene. Die beste Möglichkeit, gesellschaftliche Diversität durch politische Repräsentation sichtbar zu machen.
Carine Weber ist Wirtschaftsingenieurin und seit 2020 in der Kommunalpolitik als Mitglied im Integrationsrat der Stadt Köln aktiv. Sie war 2024 Kandidatin für die Europawahl für Volt Deutschland.
Copyright Foto: keine Copyrightangabe erforderlich Annika Fohn ⁂ CDU
Auch während meiner Ausbildung als Erzieherin wurde mir bewusst, dass Politik in nahezu alle Lebensbereiche hineinwirkt. Ein Praktikum im Bundestag war dann der Startschuss für mein politisches Engagement. Daher begann ich mich bei der Jungen Union zu engagieren. Aus eigener Erfahrung kann ich junge Frauen nur dazu ermutigen, sich so früh wie möglich politisch zu engagieren. Politische Jugendorganisationen bieten nicht nur die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, sondern auch wertvolle Erfahrungen zu sammeln, Netzwerke aufzubauen und aktiv an gesellschaftlichen Veränderungen mitzuwirken.
Annika Fohn ist NRW-Landtagsabgeordnete der CDU-Fraktion, Kreisvorsitzende der CDU Aachen und Mitglied im Rat der Stadt Aachen.
Copyright Foto: privat Isabella Venturini ⁂ Volt
Ein unterstützendes Umfeld und der Mangel an Frauen, die sich ein politisches Mandat vorstellen können, haben mich dazu bewegt, zu kandidieren. Nach fast fünf Jahren in der Kommunalpolitik kann ich allen Frauen, die noch zögern, versichern: Man wächst schnell in die Aufgabe hinein, und die anderen kochen auch nur mit Wasser! Es ist ein wahnsinnig spannendes Umfeld, und die Möglichkeit, die eigene Stadt politisch mitzugestalten, ist äußerst aufregend. Dass Frauen in der Kommunalpolitik häufig unterrepräsentiert sind, liegt meiner Meinung nach vor allem daran, dass viele Frauen strukturell daran gehindert werden. In NRW ist die Kommunalpolitik ein herausforderndes Ehrenamt, das sich leider nicht viele leisten können, da sie z.B. keine flexible Arbeitszeit haben oder hauptsächlich für die Care-Arbeit zu Hause verantwortlich sind. Das kann sich ändern, wenn wir Frauen dafür einsetzen, dass auch die Kommunalpolitik inklusiver gestaltet wird.
Isabella Venturini (32) ist seit 2020 Mitglied im Rat der Stadt Köln und engagiert sich politisch seit 2019 bei der paneuropäischen Partei Volt. Sie ist die Stadtentwicklungs- und Integrationspolitische Sprecherin der Volt-Fraktion.
Copyright Foto: privat Ayşe Kaplakarslan ⁂ SPD
Nur mit uns Frauen kann eine gerechte, vielfältige Gesellschaft funktionieren und um das zu ermöglichen, brauchen wir mehr Frauen in der Politik. Wir brauchen Frauen aus allen Schichten, die sich politisch engagieren. Ich selbst bin die erste türkischstämmige Ratsfrau hier in der Kommune. Viele Themen werden vernachlässigt wie soziale Gerechtigkeit, Familienpolitik, Chancengleichheit oder der Schutz vor Gewalt. Wir brauchen eine Politik, die alle Menschen einbezieht, nachhaltiger, fairer und näher an den realen Bedürfnissen der Gesellschaft ist und um das zu erreichen, müssen mehr Frauen in entscheidenden Gremien sitzen.
Ayşe Kaplakarslan ist Ratsfrau in der Kommune Aldenhoven. Sie ist ebenfalls Kreistagsmitglied des Kreises Düren und stellvertretende Vorstandsvorsitzende der SPD Frauen Mittelrhein. Außerdem ist sie Besitzerin der SPD Frauen Kreisverband Düren/ Jülich. Darüber hinaus engagiert sie sich als ehrenamtliche Richterin und im Dolmetscherdienst und Babybegrüßungsdienst des Kreises Düren.
Copyright Foto: privat Cosima Lierheimer-Fantini ⁂ FDP
Mir als Vorsitzende der Liberalen Frauen Düsseldorf (eine Vorfeldorganisation der FDP) ist es wichtig, unsere Frauen ganz gezielt vor Ort zu fordern und zu fördern. Die üblichen Parteienstrukturen mit den Treffen der Ortsverbände am Abend und den Diskussionen in Wirtshausatmosphäre passen oftmals nicht zur Work-Life-Balance von Frauen. Aus dieser Beobachtung heraus versuche ich neue Wege zu gehen. Neben unseren Treffen mit frei zu vereinbarendem Zeit- und Ortsmanagement, erfüllen wir den Wunsch, die ersten Schritte vom Interesse am politischen Geschehen zum aktiven Mitgestalten in Kommunalpolitik zu begleiten. Frauen sind unverzichtbar in der politischen Landschaft zum Schutz und der Stabilisierung einer freiheitlichen Demokratie.
Cosima Lierheimer-Fantini ist Vorsitzende der Liberalen Frauen Düsseldorf und Vorstandsmitglied der Liberalen Frauen NRW.
Copyright Foto: privat Sarah Grüneberg ⁂ CDU
Für mich sind mehr Frauen in der Kommunalpolitik wichtig, da wir eine pragmatischere Handlungsweise an den Tag legen und vor dem Problem lieber die Lösung diskutieren. Dabei bringen wir Weitsicht für verschiedene Standpunkte in Debatten ein und können ein Thema vielfältig beleuchten, bevor eine Entscheidung getroffen wird. In Diskussionen haben Frauen es oft schwerer, weil wir uns ungern wiederholen, wenn das Argument schon genannt wurde und wir nichts hinzuzufügen haben. Zudem werden wir Frauen öfter für scharfe oder kritische Fragen im Nachhinein eher nett belächelt oder gelobt, als ob mit einer tiefer gehenden Anmerkung von uns nicht zu rechnen gewesen sei. Zu einem Lösungsansatz für mehr Gleichberechtigung würden Mann und Frau aus meiner Sicht kommen, wenn allen gleich viel zugetraut wird und jede kritische und unkritische Argumentation gleichwertig wird.
Sarah Grüneberg ist u.a. sowohl stellvertretende Vorsitzende der CDU Kamen und als auch stellvertretende Vorsitzende der Frauen Union Kamen. Sie ist ebenfalls Vorsitzende des Gleichstellungsbeirates der Stadt Kamen.
Copyright Foto: Fatma Karacakurtoğlu Fatma Karacakurtoğlu ⁂ Die Linke
Frauen müssen in der Politik sichtbar sein, sonst entscheiden andere über unser Leben. Ich bin eingestiegen, weil Ungerechtigkeit keinen Platz haben darf. Es war nicht immer einfach, aber Mut und Zusammenhalt tragen uns weiter. Mein Rat: Traut euch, eure Stimme zählt. Wir müssen Politik verändern, damit Frauen die Zukunft mitgestalten.
Fatma Karacakurtoğlu engagiert sich seit vielen Jahren beruflich und ehrenamtlich für soziale Gerechtigkeit, Teilhabe und die Stärkung marginalisierter Gruppen – besonders von Frauen, die LGBTIQA*-Community, Migrant:innen und Geflüchtete. Sie ist RVR-Mitglied und im Trägerausschuss Jobcenter, seit 2014 in der Bezirksvertretung Lütgendortmund und im Integrationsrat der Stadt Dortmund. 2025 kandidierte sie für das Amt der Oberbürgermeisterin.